Interview 4: Es kommt was in Bewegung


Der Interviewpartner ist Heilpraktiker mit Schwerpunkt Homöopathie.

Vor mittlerweile vier Jahren haben Sie sich entschieden, hier zu beginnen. Was war damals der Grund, zu mir zu kommen?

Rückblickend betrachtet war es ein Erschöpfungszustand auf so ziemlich allen Ebenen. Bedingt durch doch lange Überforderung meinerseits und Abwerten und schon auch Mobbing im Beruf.

Mhm. Am Anfang waren sie wöchentlich hier, dann haben sich die Abstände vergrößert. Haben sich Ihre Motive zu kommen im Laufe der Zeit verändert?

Hm, ja, sie haben sich verändert. Es ist jetzt der Anlass Beziehungsschwierigkeiten. Zugrundeliegend ist aber eher ein inneres Suchen, der Versuch einer Ausrichtung, einer Neuorientierung oder Orientierung. Einfach Dinge anzuschaun und dadurch vielleicht ein bissl zu verändern oder vielleicht nicht zu verändern, sondern meine Sichtweise darauf zu verändern. Wie es halt möglich ist. Für mich ist es interessant, wie viel Neues, auch nach vier Jahren, immer wieder zu entdecken ist.

Erst vor zwei Sitzungen, glaub ich, war es, dass da etwas entdeckt wurde von Ihnen in Bezug auf das Körpergefühl in der Solar Plexus Gegend.

Ja!

Ich hab das Gefühl, es ist immer wieder was Neues möglich. Was sagen Sie dazu?

Es ist nicht so, dass sich vom einen zum anderen Mal was wirklich erkennbar verändert und so dieses große (schnippt mit den Fingern) „Ah, das ist es!“ Gibt es vielleicht auch. Bei mir nicht. Es braucht länger, es braucht seine Zeit und ja, es ist immer wieder was Neues. Neu nicht von den zugrundeliegenden Dingen her sondern von dem her, wie ich es zu sehen versuche. Also so gesehen wird’s nicht fad.

Ja, das wollte ich gerade sagen, immer wieder kommt was Spannendes aus meiner Sicht. Wo ich wirklich empfinde, da geschieht jetzt etwas.

Ja. Ja, es tut sich was.

Auch wenn das nicht so der große „Hammerschlag“ ist… 

Ja, es ist ja nicht immer angenehm, wenn sich etwas tut, wenn da Dinge hochkommen. Schon manchmal auch, aber nicht immer. ...Aber es geht ja nicht anders.

Zu der Art der Begegnung in diesem Setting. Was schätzen Sie an dieser Form der Begegnung?

Die Offenheit von beiden Seiten. Dass ich einfach sagen kann, wie ich Dinge sehe, wie ich empfinde. Dass das ankommt. Und dass nicht irgendwie ein starres System oder eine Struktur vorhanden ist, der ich mich anpassen muss, sondern dass alles Platz hat.

Mhm.

Weil Strukturen und Systeme, das hat man überall und das hab ich im Beruf gehabt. Das war sehr mühsam immer wieder, übertriebene Strukturen zu haben. Sie sind schon notwendig, aber gerade in so einem Setting, wie Sie sagen, wäre das für mich nicht gut. Für manche vielleicht notwendig, aber für mich nicht gut.

Ja, also so eine Freiheit. Das darf sein.

Es darf alles sein, ja.

Da dürfen auch die Dinge kommen, die ich sonst nicht...

Die sonst eben nicht wirklich jemand weiß, ja. Vielleicht ich selber auch nicht einmal so genau weiß. Aber die einfach durch diesen Raum, der da ist, die Möglichkeit haben, gesehen zu werden, sich einmal auszubreiten, auszudehnen.

Ja. Hört sich angenehm an, nach Weite.

Ja. Ist auch angenehm.

Sie haben es vorher schon ein bisschen angesprochen. Wie würden sie beschreiben, was diese Sitzungen in Ihnen bewirken?

Es kommt was in Bewegung. Durch das Aussprechen haben die Dinge ihren Platz und ihre Berechtigung. Es ist befreiend, das aussprechen zu können, auch auch ohne daran zu denken, wie sieht mich jetzt der andere, oder, wie wirke ich jetzt.

Mhm, da haben Sie keine Angst, bewertet zu werden?

Nein, überhaupt nicht.

War das von Anfang an so, oder hat sich das erst entwickelt im Vertrauen innerhalb dieser Beziehung?

Es war schon so, aber es hat sich verstärkt. Es ist gewachsen. Vertrauen und Offenheit waren von Anfang an da, weil sonst wär´ ich nach dem zweiten Mal nicht mehr gekommen, aber es ist gewachsen.

Jetzt habe ich nur noch eine Frage von meiner Seite. Hat Ihr Herkommen für Sie etwas mit dem Eingestehen einer Schwäche zu tun?

Nein, überhaupt nicht! Also jeder hat Schwächen, ich habe auch Schwächen, aber ich kann sie auf den Tisch legen. Darüber zu reden ist kein Zeichen von Schwäche, im Gegenteil. Ich finde, es ist genau das Gegenteil. Diese Schwächen oder auch nur vermeintlichen Schwächen anzusprechen und so offen zu legen. Das ist ja befreiend. Und ich brauche sie nicht beurteilen und sie werden auch nicht beurteilt. Sie sind einfach da, so wie sie sind. Vielleicht gar nicht so als Schwächen. Auf den ersten Blick nur Schwächen. Vielleicht sind es eh die Stärken letztlich. Ja.

Mhm. Danke. Gibt es etwas noch von Ihrer Seite?

Dass es für mich fein ist, dass ich einfach alles ansprechen kann. Ohne diesen Hintergedanken, wie sieht sie mich jetzt. Nein, es ist einfach da.

Von meiner Seite kann ich sagen, je mehr von meinem Gegenüber kommt, auch an vermeintlichen Schwächen, desto menschlicher stellt er sich dar und desto schöner in meinen Augen. Ich freue mich, wenn etwas Raum haben darf, was zum Menschsein dazugehört. Es macht uns bunter, weiter.

Ja, danke für den Zeichenblock und die Farben, die Platz haben!

Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und die Bereitschaft, hier mitzumachen.

Gerne.

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