Die Interviewpartnerin arbeitet im medizinischen Bereich
Ich sehe Sie als eine sehr starke, selbstbewusste Frau, die voll im Leben steht. Was war für Sie der Auslöser damals, zu mir zu kommen?
Das Gefühl, das Leben in der Form nicht mehr zu packen, also ein drohendes Burnout, wenn man so will. Das war für mich eigentlich der ausschlaggebende Punkt.
Und war es für Sie ein leichter Schritt?
Ab dem Moment, wo ich den Entschluss gefasst hab, ja. Ich hab ein halbes Jahr herumüberlegt, ob ich´s machen soll, und dann hab ich den Entschluss gefasst. Eigentlich auch, weil mein Mann gesagt hat, wir könnten uns ja aufgrund beruflicher Tätigkeiten eine Supervision suchen und das war für mich der ausschlaggebende Punkt, dass es quasi familienintern abgesegnet ist (lacht).
Okay, und dann war es keine Überwindung mehr?
Nein, nein, dann nicht mehr.
Wenn Sie jetzt so schauen, das ist vielleicht eine schwierige Frage, was hat sich verändert seit Sie hier sind? Und zwar auf zwei Ebenen. Nämlich im Äußeren und im Inneren. Das Äußere ist das, was die anderen auch sehen würden.
Äußerlich hat sich da, glaube ich, nichts verändert, weil ich nach außen hin, denke ich, an sich wenig rausgelassen hab. Also ich glaub nicht, dass jemand gewusst hat, wie es in mir wirklich ausschaut. Innerlich hat sich insofern was verändert, dass ich jetzt, also die ersten zwei Monate nach den Sitzungen nicht, aber jetzt hab ich das Gefühl, ich kann hier wirklich Sachen abladen und gehen. Und bin nachher leichter unter Anführungszeichen. Oja, innerlich hat es mir das gebracht.
Mhm. Und von Ihrer Sichtweise her, sehen Sie jetzt Dinge, die Ihnen begegnen, irgendwie anders?
Mmm, das nicht unbedingt, aber was mir irrsinnig hilft und geholfen hat auch ist, dass wenn ich Sachen hier erzähl, dass ich sie einfach für mich anders ordnen muss, weil Sie die Personen nicht kennen. Ich muss es Ihnen erzählen, so dass Sie es verstehen und dadurch ordne ich aber meine Gedanken anders, als wenn ich nur drüber nachdenk. Und das hilft mir irrsinnig.
Hat die Inanspruchnahme dessen, was ich hier tue, nennen wir es Psychotherapie oder Coaching, für Sie etwas mit dem Eingestehen einer Schwäche zu tun, so nach dem Motto, das mach ich nur, wenn ich gar nicht mehr anders kann, dann gebe ich ja die Kontrolle über mein Leben aus der Hand?
Nein, überhaupt nicht. Gar nicht.
Sondern? Wie würden Sie es beschreiben?
Das ist, mein Gott, wie eine Schutzimpfung (lacht). Eigentlich für mich eher eine Prophylaxemaßnahme. Damit nichts draus entsteht. Also überhaupt nicht ein Zeichen von Schwäche, gar nicht.
Mhm. Ursprünglich wollten Sie ja zu einem Mann gehen. Ich bin keiner. (lacht)
Ich hab das schon vorher gehört.
Wieso hat das dann trotzdem funktioniert?
Weil ich mit Ihnen beim ersten Telefonat schon lachen konnte, als ich Ihnen genau das an den Kopf geworfen habe. Sie wurden mir empfohlen und mein erster Gedanke war „Oh Gott, ich kann nicht zu einer Frau gehen“. Dann habe ich Ihnen ziemlich genau das am Telefon gesagt und Sie haben einfach angefangen zu lachen. Da habe ich selber lachen müssen und dann hab ich gesagt okay, gut, probieren wir´s halt, is ja wurscht…(lacht)
Okay, ja. Und das war gut!….Eine Frage habe ich hier noch. Was bedeutet für Sie Stärke?
Hm. Stärke ist, sich nicht unterkriegen zu lassen. Auch wenn es im Leben mal nicht so gut läuft, dass man trotzdem seinen Weg weitergeht und sich nicht von seinen Zielen abbringen lässt, das ist für mich Stärke.
Vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben zu diesem Interview!